1980-1989

1989

Frankreich rot:

Ein Gevrey-Chambertin von der Domaine Jean Raphet war 2013 ein preiswertes Ebay-Schnäppchen mit Top-Füllstand. In der Nase schwarze Johannisbeere, Kirsche, Rauch, Lakritz und ein wenig Erdbeere. Am Gaumen eine tolle Röstaromatik, dabei sehr fruchtig, Tannine und Säure der schwarzen Johannisbeere, sehr mild, weich. Ein sommerlicher Burgundertraum! Ich habe oftmals noch so eine Flasche gesucht, doch leider nie eine gefunden! P.S. Die Domaine nennt sich inzwischen nach dem Sohn: Domaine Gerard Raphet! (WH94/100)

Deutschland weiss:

In Dinkelscherben im Keller der Sparkasse stand ein Karton mit 6 Flaschen Iphöfer Kalb Silvaner Trocken von Ernst Popp. Ursprünglich mal als Kundengeschenk gedacht – und vergessen. Doch über die lange Zeit war er 2013 nicht mehr zu gebrauchen, die Korken waren feucht und der Wein so oxidiert, dass selbst der Geruch unerträglich war, was auch die Verwendung als dekadentem Badezusatz ausschloss. Vom Weingut Reverchon habe ich neben einem Glascontainer einen vollen und versiegelten Filzener Herrenberg Rielsing Kabinett trocken gefunden, mit Kapsel und sehr gut gelagert (nur 1cm Schwund bei über 20 Jahre Lagerung). Schade, dass der Wein dann trotzdem hinüber war.

1988

Frankreich rot:

Aus einem äußerst langlebigen Jahrgang gab es 2014 bei meiner Aprilprobe einen Chateau Tayac - Cuvee Prestige 1988 und dann auch noch aus der Magnum. In der Nase hatte man hier fruchtigen Duft, eher an dunkle Früchte erinnernd und reichlich Würze. Am Gaumen Frucht mit einer deutlichen Säure und guter Tanninstruktur. Der Wein schmeckte noch jung und nicht ausgereift. Über die nächsten 10-15 Jahre ist hier noch Entwicklungspotenzial vorhanden (WH88+/100).

Italien rot:

2014 in Bamberg der Bruscone dei Barbi 1988, der beerig und nach Leder roch. Am Gaumen gab es Trockenfrüchte, eine astringierende Note, Tabak, eine voll intakte Säure. Insgesamt wirkte der Wein aber sehr zurückhaltend und wenig körperreich (WH84/100), bevor der Korkfehler die Oberhand gewann und der Wein sich verabschiedete.

1986

Italien rot:

Der Dosio Barolo Fassati duftete 2014 kräftig nach Frucht und noch kräftiger nach Würze. Beeren und Kirschen waren zu erkennen, ebenso eine leichte Marzipan Süße mit überreifer Banane. Dazu gesellte sich ein erdiger Ton. Am Gaumen wirkte der Wein kräftig mit Eichennoten, Würzetönen und Beerenaromen, die Säure des Weines schmeckte ebenso beerig. Es folgten erdige Aromen von Kräutern und Tabak. Die perfekt integrierten Tannine machten den Wein harmonisch sehr harmonisch, rund, gefällig und langanhaltend (WH93/100).

Deutschland weiss:

Die Bretzenheimer Kronenberg Kerner Spätlese war 2013 zu alt. In der Nase altes Brot mit Apfelmost. Am Gaumen ist außer Petroleum und Apfelmost nicht mehr viel. Es schleicht sich eine leichte Bitterkeit an, die die Säure verdrängt (WH82-/100).

Kalifornien rot:

Heitz Cellar Cabernet Sauvignon war 2016 ein nach dunklen Früchten duftender Wein, der sein Extrakt schon in der Nase zeigte. Der Wein zeigte Kräuter, erdige Noten, Schwarze Teeblätter, ein wenig Leder. Die aromentragende Säure sorgte für ein enormes Aroma, ein süßer Duft von holzfassgereiftem Pflaumenbrand erzeugte Harmonie. Der Antritt war kräftig und von der "alten Pflaume" und Tabak geprägt. Eine süßliche Kirschnote kam aus dem Versteck hervor. Die Textur war fest, die Säure, die an rote Johannisbeere erinnerte, störte die Ausgewogenheit gekonnt und lies den Wein agil wirken. Im Abgang blieb ein milder, tabakwürziger Geschmack über mit perfekt integrierten Tanninen, ein leicht fruchtiger Belag blieb auf der Zunge über. Der Abgang dauerte sehr lange an (WH90/100).

1983

Deutschland rot:

Der 30-jährige Neipperger Schlossberg Spätburgunder Spätlese duftete nach feinem Karamell, Erdbeere und etwas metallisch. Am Gaumen merkt man die deutliche Säure und einen Zitruston ohne Spritzigkeit → ab in den Dekanter für 12 Stunden, dann ist zwar die leichte Modrigkeit verschwunden, die Erdbeere leider auch fast und ebenso ist die Säure deutlicher. Auf keinen Fall mehr aufheben(WH75+/100)!

Deutschland weiss:

Bei der kleinen Riesling Probe 2013 roch eine Heppenheimer Centgericht Riesling Spätlese von den hessischen Staatsweingütern nach dem öffnen nach altem Leder und etwas Aschenbecher und schmeckte nach tropischen Früchten mit leicht buttrigem Schmelz. Nach ein paar Stunden an der Luft verliert er die modrigen Noten und riecht nach geschmackvollem Rauch mit Honig und leichtem Lakritz und schmeckt buttrig und rauchig im Abgang – den hätte ich 10 Jahre jünger gerne probiert! (von WH77 auf WH84/100 nach Belüftung).

1982

Frankreich rot:

Der Gevrey Chambertin von Maurice Chenu war einmal 2013 und einmal 2014 in einer Flasche leider oxidiert. Ein paar Tage später wollte ich es nochmal wissen und öffnete eine Flasche. Keine Oxidation, aber ekliger Korkton, sofort in die Tonne gekloppt! Nicht entmutigt holte ich eine weitere Flasche aus dem Keller, kein Korkton und kein durchgeweichter Korken. In der Nase Reifearomen: Rumtopf, Brot und ein wenig Schmieröl. Am Gaumen dann rote Beeren und sogar etwas Cassis. So stelle ich mir reifen Burgunder vor, auch wenn das alles noch üppiger sein könnte (WH86/100). Ganz anders eine Flasche 2014, die wenig Duftstoffe in die Nase transportierte, außer Johannisbeere war da nichts. Am Gaumen dann Weichheit, erst rote und dann schwarze Johannisbeeren, der Abgang fiel zartbitter aus (WH76/100). 2016 strömte mir eine Brotnote mit schwarzen Johannisbeeren und Rumtopf entgegen. Der Wein duftete ein wenig nach Met. Etwas Lederduft war auch vorhanden. Am Gaumen präsentierte sich eine Beerennote mit passender Würze, die Aromen waren nur noch in Spuren vorhanden und ließen auf die früherer Klasse des Weines schließen. Ein reifer, zu lang gereifter Burgunder (WH70/100).

1981

Frankreich weiss:

Den 2015 verkosteten Domaine Vocoret Chablis 1er Cru Montée de Tonnerre wollte ich zuerst entsorgen. Zu Nahe an der Grenze des Umkippens schien mir dieser Burgunder zu sein. So zeigte er anfangs in der Nase deutlich reife Chardonnaynoten, kräfige und druckvolle Würzearomen und Obstbrand. Ebenso war ein starkes Walnussaroma, eine kräftige mineralische Note leider verbunden mit schwächeren einer unangenehmen Terpentinnote. Am Gaumen zeigten sich nur noch überbleibsel des Obstbrandes, bevor die Würze und die mineralische Note auftraten. Die Säure zeigte sich indes stabil, während sich die Würze mit Hasel- und Macadamianussig benahm. Die mineralische Note zeigte sich metallisch, leider kam mit der Würze der Lösungsmittelfehlton aus dem Aroma wieder leicht zeigte. Doch dann kam nach weiteren 60 Minuten im Dekanter die Wende (insgesamt 90 Minuten): Die Fehltöne war verschwunden, der Wein war schmelzig, die Mineralik zeigte sich brilliant, die nussige Würze auch, der Wein zeigte Finesse, Eleganz und war dabei druckvoll. Noch ist dieser Wein ein Erlebnis (gute Lagerung vorausgesetzt) (WH87-/100).